Will der Bund die verbindlichen Klimaziele im Bereich der Mobilität erreichen, braucht es eine rasche Umlagerung vom Auto auf den öffentlichen Verkehr, den Fuss- und Veloverkehr - und keinen weiteren Kapazitätsausbau der Autobahnen. Aber nicht nur deshalb ist der Bypass Luzern eine teure Fehlinvestition: Statt das Verkehrsproblem zu lösen generiert der Bypass Mehrverkehr und wirkt damit kontraproduktiv.
Die Schweiz verfehlt die Ziele der Klimapolitik vor allem wegen des hohen Treibhausgasausstosses im Verkehrssektor, der für rund einen Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Um die verbindlichen Klimaziele zu erreichen, müssen die Autofahrten rasch weniger werden, sei es durch vermeiden von Fahrten oder durch die Umlagerungen hin zu flächeneffizienten, nachhaltigen Verkehrsmitteln (ÖV, Fuss- und Veloverkehr).
Das Projekt Bypass bewirkt aber das Gegenteil: Der massive Ausbau der Strassenkapazität fördert den klimaschädlichen Autoverkehr und generiert gemäss Projektbeschrieb mindestens 14 Millionen zusätzliche Autokilometer pro Jahr. Das ist unzulässig und verantwortungslos. Wenn die Schweiz, der Kanton und die Stadt Luzern den Klimaschutz ernst nehmen wollen, müssen sie zwingend auf das klimaschädliche Autobahnprojek Bypass verzichten.
Beim Verkehr besteht der grösste Nachholbedarf. Im Gebäudesektor nahmen die CO2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 1990 um 34 Prozent ab, im Industriesektor um 14 Prozent und in der Landwirtschaft um 10 Prozent. Einzig der Bereich Verkehr verzeichnet keinen Rückgang sondern ein Plus von 1 Prozent zu 1990. Deshalb ist klar: Mit dem Klimaschutz ist ein weiterer Kapazitätsausbau für die Autos unvereinbar.
«Der Bypass Luzern löst Verkehrsprobleme in der Zentralschweiz sowie in Stadt und Agglomeration Luzern», schrieb der Luzerner Regierungsrat 2018. Das ist völlig falsch. Der Bypass schafft Platz für sehr viel Mehrverkehr und verschärft damit die Verkehrsprobleme.
Wichtig zu wissen: Die Verkehrsüberlastung in Stadt und Agglomeration Luzern ist hausgemacht. Auf der Autobahn um die Stadt Luzern haben 80-85 Prozent den Start, das Ziel oder beides in der Agglomeration bzw. in der Stadt Luzern. Der massive Kapazitätsausbau der Autobahn befreit deshalb nicht eine einzige Strasse der Region vom Verkehr.
Statt neue Autobahnen zu bauen, müssten Stadt, Agglomeration und Kanton Parkplätze abbauen, um Verkehr zu vermeiden, und Strassenfläche für Busse, Velos und Fussgänger umgestalten. Es braucht nicht mehr Platz für die Autos sondern weniger.
Das dem Projekt Bypass hinterlegte Verkehrsmodell des Kantons Luzern basiert auf veralteten Daten. Und es weist methodische Mängel auf, wie die Studie der Verkehrs- und Mobiliäts-Experten Prof. Dr. Alexander Erath und Prof. Dr. Kay Axhausen zur Spange Nord/Reussportbrücke 2019 klar aufgezeigt hat.
Sie schreiben: «Es gibt verschiedene Gründe, die dafür sprechen, dass die der Bewertung zugrunde liegende, für das Jahr 2040 prognostizierte Verkehrsprognose die MIV-Nachfrage überschätzt. Im Falle einer Überschätzung der Nachfrage wird die positive Wirkung der Strasseninfrastruktur ebenfalls überschätzt.»
Damit nicht genug: Im Verkehrsmodell wie im eigentlichen Projekt Bypass werden die künftigen gesellschaftlichen Entwicklungen nicht berücksichtigt. Das Konzept des Bypass basiert auf Ideen des letzten Jahrhunderts: Der Autoverkehr wächst linear, also müssen wir mehr Strassen bauen, um Engpässe zu vermeiden. Dass sich die Mobilität aber auch verändern kann (Stichwort Homeoffice, Trend zu Sharing, Überalterung, Digitalisierung, etc.) oder dass das man das Wachstum der Mobilität mit gezielten Massnahmen auch beeinflussen kann und muss (Stichwort Klimaschutz)? Kein Thema.
Das Projekt Bypass basiert auf einem Konzept von gestern und bringt keine Lösung für morgen.
Der damalige Luzerner Baudirektor Robert Küng sagte am 6. 2. 2017 gegenüber «Zentralplus» zum Bypass und der Spange Nord: «Der Gesamtnutzen wird nur durch beide Projekte erzielt.» Und auch Astra-Direktor Jürg Röthlisberger wurde am 13.4.2017 im Interview mit «Zentralplus» wie folgt zitiert: «Damit die Stadt entlastet werden kann, braucht es zwingend auch die Spange Nord.»
Bloss: Die Spange Nord ist inzwischen vom Tisch. Was der Nutzen des 2-Milliarden-Tunnels Bypass ohne Anschlüsse sein soll, bleibt schleierhaft. Die versprochene Entlastung der Stadt und Agglomeration Luzern vom Verkehr? Weit gefehlt. Selbst im Auflageprojekt des Bundes heisst es zur Wirkung des Bypass: «Die Entlastungswirkung ist insbesodere in der Stadt Luzern zu gering, um dort Umwidmungen von Fahrstreifen in Busstreifen unter Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses vornehmen zu können».
Allenfalls: eine flüssigere Durchfahrt für den Transitverkehr? Vielleicht, bloss: Auf der Autobahn um die Stadt Luzern haben 80-85 Prozent der Autos den Start, das Ziel oder beides in der Agglomeration bzw. in der Stadt Luzern. Und für all diese Fahrten bringt der Bypass nichts.
Der Bypass ist für die Region Luzern nicht nur als fertiges Projekt unzumutbar (Verkehrszunahme) sondern auch während der Bauzeit. Die mindestens 12-jährige Grossbaustelle ist für Luzern, Kriens und Emmen ein Worst-Case-Senario. Was der Tunnelbau für die betroffenen Städte im Detail heisst, wurde erst im Auflageprojekt 2020 erstmals sichtbar.
Unter anderem: Tausende Lastwagenfahrten für den Tunnelaushub. Das Dammgärtli als einziges Refugium für Kinder und Quartierbewohner im Untergrund-Quartier verschwindet und wird zum Bauplatz. Im Naherholungsgebiet Gütschwald: Ein Abluftkamin für Notfälle, ohne Abluftreinigung, und damit eine potenzielle Gefahr für das ganze Quartier.
Und last but not least: Während rund drei Jahren eine Teil-Umleitung des Autobahnverkehrs durch die Luzerner Innenstadt. Just auf den Achsen, die schon heute nahe an der Kapazitätsgrenze sind und beim kleinsten Vorfall für einen grossräumigen Verkehrskollaps sorgen. Für ein Projekt, das keinen Nutzen bringt: schlicht unzumutbar.
“Der Kanton fördert eine nachhaltige, umweltverträgliche Mobilität.”
"Im Raum Luzern Aggolmeration wird der öffentliche Verkehr zur Erhöhung der Gesamtverkehrskapazität und zugunsten der Umwelt bevorzugt."
"Eine hohe Priorität ist dem störungsfreien Betrieb des öffentlichen Verkehrs einzuräumen."
Zitate aus dem behördenverbindlichen Richtplan des Kantons Luzern. Und was hilft der Bypass dabei? Eben.
“Neue Strassen – und übrigens auch Bahnstrecken – als neues Angebot werden auch die Nachfrage steigern”
Albin Kenel, Leiter des Instituts für Bauingenieurwesen am Departement Technik & Architektur der Hochschule Luzern - und Präsident der eidg. Kommission für Forschung im Strassenwesen, im Interview mit der Luzernerzeitung vom 5.2.21.
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